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Ohne Wiederholen geht es nicht

Auch wenn der Titel die „schlechte Nachricht“ schon verkündet hat: Lernen braucht Wiederholungen. Denn sobald wir unserem Gedächtnis eine neue Information angeboten oder hinzugefügt haben, beginnen wir zu vergessen. Also, können wir etwas nur im Gedächtnis behalten, wenn wir uns regelmäßig an diese Information erinnern, sie wieder auf- bzw. abrufen. Die Vergessenskurve nach Ebbinghaus verdeutlicht, was ohne und was mit Wiederholungen passiert:


Vergessenskurve

Die erste rote Kurve, zeigt wie wir vergessen nach dem wir eine Information aufgenommen haben. Die grünen Kurven, zeigen wie die Vergessenskurve durch Wiederholungen (im Beispiel an Tag 1, 2, 3 und 4) abflacht.

Forschungen zum Vergessen bzw. Lernen in diesem Kontext zeigen aber auch, dass wir die Abstände zwischen Wiederholungen (Intervalle) mit der Zeit immer länger werden lassen können. Die Methode (aber auch das entsprechende Lernmodell dazu) heißt verteiltes Wiederholen, etwas bekannter auf Englisch als spaced repetition. Im Grundprinzip wird Lernstoff dabei mit länger werdenden Wiederholungs-Intervallen angeeignet. Praktisch kennen dies übrigens viele als Karteikasten-Lernen.




Die Karten mit Informationen die gut erinnert werden, wandern im Kasten immer weiter nach hinten. Die Karten bei denen das nicht gelingt wandern nach vorne – so dass sie häufiger wiederholt werden (also in kürzeren zeitlichen Abstand).

Leitner-System

Apps die am Karteikasten System (im Bild z.b. das Leitner-System) orientiert sind, erledigen dieses sortieren in die Kästen automatisch. Falls ihr mit Papierkarten lernt, muss es nicht gleich ein ganzer Kasten sein (oder 5 Kästchen), aber es ist sinnvoll nicht nur den einen „Stapel“ wieder und wieder durchzugehen. (Man könnte z.b. die Karten die am Ende eines Tages schon gut erinnert werden einfach für die nächsten paar Tage bei Seite legen.) Im Kurzvideo „Effektiv Wiederholen“ findet Ihr auch noch einmal dargestellt, wie die Methode funktioniert. Dort gibt es ebenfalls Vorschläge zu Intervallen, aber auch Ideen Wiederholungen abwechslungsreicher zu gestalten.

Nun ist nicht jeder Lernstoff für Karteikarten (gleich ob digital oder analog) geeignet und es kann auch (für das Gehirn) langweilig werden mit ein und derselben Methode zu lernen. Daher ist es wichtig Wiederholungsschleifen grundsätzlich in die Lernplanung mit einzubeziehen, unabhängig von der Lernmethode. Das kann im Kalender geschehen oder man macht es zum Teil einer Lernplanung für eine Prüfung: Also z.b. nicht nur „Woche 1: Thema A&B, Woche 2: Thema C&D…“ sondern auch ..“Woche 2: C&D + Wiederholung A&B“.

Eine weitere Form ist eine Tabelle in der Ihr die Wiederholungen und wie diese jeweils verliefen notiert. Ob Zahlen, Smileys, Farbkode – haltet fest, ob der Stoff schon sitzt, so seht ihr wo ihr mehr Wiederholung braucht und was schon gefestigt(er) ist. Manchen hilft es auch einfach das Datum der Wiederholungseinheit einzutragen (und diese farblich zu markieren). Es kann ein Zettel, ein Kalendereintrag oder gar ein Spreadsheet werden, lasst Eurer Kreativität freien Lauf.


Abbildungsquellen Vergessenskurve: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:ForgettingCurve; Leitner system alternative: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leitner_system_alternative.svg