Kunstwerk des Monats August
04. August 2024
Pieter van den Hoecks Scheibenrißzeichnung „Der Tod des Aischylos“ aus dem Jahr 1606
Vorgestellt von Dr. Anne-Katrin Sors
Die Zeichnung eines niederländischen Künstlers, entstanden um 1600, darin ein in der Landschaft sitzender Greis, ein geflügelt fliegendes Wesen, das etwas fallen zu lassen scheint, gibt Anlaß zu einer Reise durch ältere Forschungsgeschichte, Zuschreibungsfragen und neueste Zeichnungsforschung. Früher dem Rubenslehrer Tobias Verhaecht zugeschriebene Zeichnungen vergleichbarer Art konnten durch die einzigartige Signatur des Göttinger Blattes, die Pieter van den Houck und das Jahr 1606 nennt, nun an diesen Meister gegeben werden. Dies verursachte Wolfgang Stechow, der die Göttinger Kunstsammlung bis 1935 betreute, in die USA emigrierte, nach dem Krieg seine Forschungen fortsetzte. Er las die Signatur und nannte auch das Thema des Blattes, das zuvor für Elias in Wüste gehalten, nun zurecht als Tod des Aischylos erkannt wurde. Stechows erste Publikation der Göttinger Zeichnung hatte erstaunliche Folgen: Bis in jüngste Zeit wurden Verhaecht zugeschriebene Werke nun als solche van den Houcks gedeutet, funktionale Überlegungen verbinden mythologische Landschaftszeichnungen und Glasmalereien, vieles weiteres wird zu erklären sein.