Kunstwerk des Monats März
05. Februar 2023
Karl Hofers Lithographien „Unter der Tür“ und „Mädchen mit Christblume“
Vorgestellt von
Karl Hofer (1878-1955) – heute etwas vergessen – zählt zu den bedeutendsten Malern in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Meist wird er neben Max Beckmann und Oskar Kokoschka als einer der großen Unabhängigen und Einzelgänger der Moderne genannt, zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit stehend, ohne dass Hofer zu einer der beiden Gruppen zu rechnen wäre. Er habe immer das Romantische gesucht, aber das Klassische gefunden, sagte er einmal. Strenge und Einfachheit des Bildaufbaus verleiht seinen Werken eine klassische Ausgewogenheit. Ebenso charakteristisch für sein Werk ist ein lyrisch-melancholischer Ausdruck.
Hofer wurde als Sohn eines Militärmusikers in Karlsruhe geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters wuchs er bei zwei Großtanten und im Waisenhaus auf. Seine künstlerische Ausbildung erhielt er an den Akademien in Karlsruhe und Stuttgart. Die finanzielle Unterstützung eines Förderers ermöglichte ihm längere Aufenthalte in Rom, Paris und Indien. In den 1920er Jahren – inzwischen in Berlin lebend - entwickelte Hofer seinen unverkennbaren Figurentypus und fand mit seinen Werken national und international große Beachtung. Während der Zeit des National-sozialismus galten seine Bilder als „entartet“ und Hofer unterlag einem Berufsverbot. 1943 wurden Hofers Berliner Atelier und seine Wohnung mit einer Vielzahl von Bildern von Bomben zerstört. Als nach dem Krieg die Auseinandersetzung zwischen abstrakter und gegenständlicher Malerei entbrannte, bekannte sich Hofer klar zur figurativen Kunst. Sein Hauptinteresse galt der Darstellung des Menschen. Dabei ging es ihm nicht um das Individuum, sondern er suchte nach einer allgemeingültigen Formel für das Menschliche. Durch Anfeindungen zermürbt, starb Hofer nach mehreren Schlaganfällen 1955 in Berlin.
Neben Ölgemälden, Aquarellen und Zeichnungen hat Hofer auch ein umfangreiches druckgraphisches Werk geschaffen: 17 Holzschnitte, 69 Radierungen und nicht weniger als 190 Lithographien.
Rudolf Krüger